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Die Schilddrüse ist das zentrale Organ des Stoffwechsels. Mithilfe von Hormonen bestimmt sie darüber, wie viel Energie wir verbrauchen und ob unser Körper großzügig mit Energie umgeht oder auf Sparflamme schaltet.
Schilddrüsenerkrankungen sind ein gutes Beispiel dafür, welch großen Einfluss die Hormone auf unser Körpergewicht haben. Betroffene mit einer Unterfunktion der Schilddrüse wissen, wie schwer es ist, Gewicht zu verlieren, wenn die Hormone etwas anderes diktieren.
Was ist die Schilddrüse?
Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das im vorderen, unteren Halsbereich liegt. Mithilfe von Hormonen reguliert sie viele wichtige Vorgänge im Körper. Die Schilddrüse reguliert den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung und die Aktivität von Muskeln und Nervenzellen.1Physiology, Thyroid Function
Aufgrund ihrer Rolle im Energiestoffwechsel reguliert die Schilddrüse den Energieverbrauch. Aus diesem Grund hat eine Über- oder Unterfunktion einen großen Einfluss auf das Körpergewicht.
Welche Hormone produziert die Schilddrüse?
Die Schilddrüse reguliert Körpervorgänge mithilfe von Hormonen.
Das Haupthormon, das die Schilddrüse produziert, ist Thyroxin, welches auch als T4 bekannt ist. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass dieses Hormon vier Jod-Atome enthält. Aus diesem Grund ist übrigens Jod für die Funktion der Schilddrüse wichtig.
Die Produktion von T4 ist streng reguliert. Die Schilddrüse produziert nur T4, wenn sie ein Signal von der Hirnanhangdrüse erhält. Die Hirnanhangdrüse sendet dieses Signal in Form von TSH. TSH steht für Thyroid Stimulating Hormone, also Schilddrüsen-stimulierendes Hormon.
Die Hirnanhangdrüse wiederum misst, wie viel T4 die Schilddrüse freisetzt. Ist das T4-Level zu niedrig, schüttet sie TSH aus, woraufhin die Schilddrüse mehr T4 produziert.
Die Zusammenarbeit zwischen Schilddrüse und Hirnanhangdrüse kannst du dir wie eine Heizung vorstellen, die durch ein Thermostat reguliert wird. Die Schilddrüse ist die Heizung, die vom Thermostat (der Hirnanhangdrüse) das Signal erhält hochzuheizen, wenn die Temperatur zu weit abfällt.
Die Schilddrüse produziert noch ein weiteres Hormon, nämlich Triiodthyronin, oder kurz T3. Dieses heißt so, weil es drei Jodatome enthält. T3 ist das eigentlich aktive Hormon, das in den Zellen die Arbeit verrichtet. Es wird jedoch von der Schilddrüse nur in geringen Mengen produziert. T3 wird hauptsächlich aus T4 hergestellt. T4 kann also als Vorrat angesehen werden, der bei Bedarf in T3 umgewandelt werden kann.2Thyroid Hormone Regulation of Metabolism
Erkrankungen der Schilddrüse
Die Bedeutung der Schilddrüse wird einem meist erst dann bewusst, wenn sie nicht mehr richtig funktioniert. Denn dann kommt es zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen.
Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann in zwei Richtungen gehen. Entweder ist sie zu aktiv, dann spricht man von der Überfunktion. Oder sie ist nicht aktiv genug, dann spricht man von einer Unterfunktion.
Unterfunktion: der Körper arbeitet auf Sparflamme
Eine Unterfunktion der Schilddrüse ist wesentlich häufiger als eine Überfunktion. Der Fachbegriff für eine Unterfunktion lautet Hypothyreose.
Bei einer Unterfunktion produziert die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone, also T4. Folglich gibt es dann nicht genügend aktives T3. Da das T3-Hormon die Stoffwechselaktivität steuert, fährt der Stoffwechsel herunter und der Energieverbrauch sinkt.
Typische Symptome einer Unterfunktion sind:3Hypothyroidism
- Müdigkeit und Antriebslosigkeit
- leichtes Frieren
- Gewichtszunahme
- depressive Verstimmungen
- Haarausfall
Eine Unterfunktion lässt sich gut am TSH-Wert ablesen. Dieser ist bei einer Unterfunktion meistens zu hoch. Denn als Reaktion darauf, dass die Schilddrüse nicht genügend T4 produziert, fährt die Hirnanhangdrüse die Produktion von TSH hoch.
Allerdings ist der TSH-Wert alleine nur wenig aussagekräftig. Er sagt beispielsweise nichts über die Aktivität der Schilddrüsenhormone aus. T4 muss zum Beispiel in aktives T3 umgewandelt werden. Kommt es bei diesem Umwandlungsprozess zu Problemen, spiegelt sich dies nicht im TSH-Wert wider. Auch die Ursache für die Unterfunktion lässt sich anhand des TSH-Wertes nicht bestimmen.
Hashimoto – die häufigste Form der Unterfunktion
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigste Ursache einer Unterfunktion ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis.4Hashimoto Thyroiditis
Das Immunsystem hat die Aufgabe, uns vor schädlichen Eindringlingen zu schützen. Dabei muss es in der Lage sein, fremde Strukturen, die potenziell schädlich sind, von körpereigenen Zellen zu unterscheiden. Körperfremde Schädlinge werden mithilfe von Antikörpern unschädlich gemacht, während körpereigene Zellen verschont bleiben.
Dieser Punkt läuft bei einer Autoimmunerkrankung schief. Aus Gründen, die noch nicht gut verstanden sind, greift das Immunsystem körpereigenen Zellen an. Im Falle von Hashimoto ist dies die Schilddrüse. Dadurch kommt es zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse. Als Folge funktioniert die Schilddrüse nicht mehr richtig und produziert zu wenig Schilddrüsenhormone.
Dadurch kommt es zu den typischen Symptomen einer Unterfunktion wie Schlappheit und Gewichtszunahme. Die Krankheit kommt jedoch in Schüben. Das heißt, dass die Symptome schubweise kommen und dann wieder abebben. Zwischenzeitlich, insbesondere zu Beginn der Erkrankung, kann es jedoch auch phasenweise zu Symptomen einer Überfunktion kommen.
Überfunktion – der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren
Einer Überfunktion der Schilddrüse ist relativ selten. Wie der Name suggeriert, ist die Schilddrüse zu aktiv und produziert zu viele Hormone. Der Fachbegriff für eine Überfunktion lautet Hyperthyreose. Es kommt zu gegensätzlichen Symptomen einer Unterfuktion.
Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sind:5Hyperthyroidism
- erhöhte Körpertemperatur
- starkes Schwitzen
- hoher Blutdruck
- Gewichtsverlust
Auch der TSH-Wert geht bei einer Unterfunktion in die entgegengesetzte Richtung. Denn bei einem hohen Level an T4 hat die Hirnanhangdrüse keinen Grund, die Schilddrüse weiter anzuregen. Folglich ist der TSH-Wert bei einer Überfunktion sehr niedrig.
Was ist gut für die Schilddrüse?
Eine Schilddrüsenerkrankung kann mithilfe von Medikamenten behandelt werden. Zum Beispiel wird eine Unterfunktion typischerweise durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen ausgeglichen. Solch eine Behandlung kann durchaus wirksam sein, es gibt jedoch ein Problem: sie beseitigt nicht die Ursache der Beschwerden.
Wie oben beschrieben, ist Hashimoto beispielsweise eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift. Durch eine Extraportion Hormone lassen sich zwar die Symptome lindern, aber die Schilddrüse ist weiterhin den zerstörerischen Aktionen des Immunsystems ausgesetzt. Folglich lässt die Funktion der Schilddrüse immer mehr nach und die Dosis der Medikamente muss im Laufe der Zeit immer weiter erhöht werden.
Leider gibt es bisher keine Behandlung, die die Ursache von Hashimoto behebt. Die Krankheit ist offiziell unheilbar. Es gibt dennoch einige Dinge, die du tun kannst, um das Immunsystem in positiver Weise zu beeinflussen und die Funktion deiner Schilddrüse zu unterstützen.
Die richtige Ernährung reguliert das Immunsystem
Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf unser Immunsystem. Einerseits liefert sie alle nötigen Nährstoffe, die das Immunsystem für seine Funktion benötigt.
Andererseits kann eine falsche Ernährungsweise das Immunsystem schwächen. Industriell verarbeitete Lebensmittel enthalten viel Zucker, Getreide und minderwertige Pflanzenöle. Alle drei Inhaltsstoffe sind dafür bekannt, entzündungsfördernd zu sein. Dabei reizen sie das Immunsystem und können möglicherweise zu einer Überreaktion, bei der Immunzellen körpereigene Zellen angreifen, beitragen.
Das Paleo-Autoimmunprotokoll bei Hashimoto
Die bisher etablierteste Ernährungsweise bei Autoimmunerkrankungen ist das sogenannte Autoimmunprotokoll (AIP), und erste Studien zeigen, dass es auch bei Hashimoto helfen kann.6Efficacy of the Autoimmune Protocol Diet as Part of a Multi-disciplinary, Supported Lifestyle Intervention for Hashimoto’s Thyroiditis
Das AIP ist eine Abwandlung der Paleo-Ernährung und sie ist reich an Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse. Diese Ernährungsform versucht alle Lebensmittel zu eliminieren, die das Immunsystem triggern könnten. Dadurch soll der Angriff auf körpereigene Zellen abnehmen. Aus diesem Grund wird beim AIP einerseits auf Getreide und Zucker, andererseits aber auch auf Milchprodukte, Nachtschattengewächse (z. B. Paprika, Kartoffeln und Auberginen) und Nüsse verzichtet.
Auch eine Gesundung des Darms steht beim AIP im Fokus. Denn der Darm hat einen großen Einfluss auf das Immunsystem. Während ein gesunder Darm angemessene Immunreaktionen fördert, kann ein kranker Darm das Gegenteil bewirken.
Zusammenhang zwischen Glutenunverträglichkeit und Hashimoto
Besonders ein Verzicht auf glutenhaltiges Getreide kann für Personen mit Hashimoto von Vorteil sein. Denn eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ist stark mit Autoimmunerkrankungen assoziiert.7Celiac Disease and Autoimmune Thyroid Disease
Hinzu kommt, dass eine Glutenunverträglichkeit weiterverbreitet ist, als oftmals angenommen wird. Eine solche Unverträglichkeit wird mithilfe von Antikörpern diagnostiziert und in circa 1% der Population lassen sich Antikörper gegen Gluten nachweisen.8Celiac disease: Prevalence, diagnosis, pathogenesis and treatment Es gibt jedoch auch viele Menschen mit Zöliakie-Symptomen, bei denen der Antikörpertest negativ ist und denen es trotzdem durch einen Verzicht auf Gluten besser geht.9World Epidemiology of Non-Celiac Gluten Sensitivity
Nahrungsergänzungsmittel können die Schilddrüse unterstützen
Es gibt eine Reihe von Nährstoffen, die für die Funktion der Schilddrüse wichtig sind. Auch für das Immunsystem ist eine ausreichende Versorgung mit essenziellen Nährstoffen von elementarer Bedeutung.
- Personen mit niedrigen Vitamin D-Werten haben ein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen, auch für Hashimoto.10Vitamin D and Autoimmune Disease Umgekehrt trägt eine Supplementation mit Vitamin D zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.11Vitamin D Treatment in Patients With Hashimoto’s Thyroiditis May Decrease the Development of Hypothyroidism
- Selen und Zink werden benötigt, um T4 in aktives T3 umzuwandeln.12Influence of Zinc and Selenium Deficiency on Parameters Relating to Thyroid Hormone Metabolism, Zinc Supplementation Alters Thyroid Hormone Metabolism in Disabled Patients With Zinc Deficiency, … Continue reading
- Da Jod ein Baustein der Schilddrüsenhormonen T3 und T4 darstellt, ist eine ausreichende Versorgung mit Jod für die Schilddrüse essenziell. Bei Hashimoto ist jedoch eine Supplementierung mit Jod umstritten, da Jod auch oxidativen Stress verursachen kann, der die Schilddrüse schädigt.13Oxidative Stress in the Thyroid Gland: From Harmlessness to Hazard Depending on the Iodine Content
Fazit: Die Schilddrüse als Stoffwechselregulator
Die Schilddrüse nimmt eine zentrale Stellung bei der Regulation von Stoffwechselvorgängen ein. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Probleme mit der Schilddrüse verheerende Auswirkungen haben können. Insbesondere Gewichtsprobleme, die in Folge einer Unterfunktion auftreten, machen vielen Menschen zu schaffen.
Eine Fehlfunktion der Schilddrüse lässt sich oftmals mit Hormonen ausgleichen. Diese Art der Behandlung beseitigt jedoch nicht die Ursache der Beschwerden. Eine Anpassung der Ernährung und eine Supplementation mit bestimmten Nährstoffen können die Funktion der Schilddrüse zu unterstützen.
Wenn eine durch die Autoimmunerkrankung Hashimoto verursachte Unterfunktion vorliegt, kann die richtige Ernährung helfen, das Immunsystem zu regulieren. Auch der Darm hat einen großen Einfluss auf das Immunsystem. In unserem ausführlichen Artikel über Darmgesundheit erfährst du, wie du deinen Darm mit der richtigen Ernährung unterstützen kannst.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Schilddrüse
Die Schilddrüse hat eine zentrale Funktion in der Regulation des Stoffwechsels. Sie hat Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung und die Funktion von Muskeln und Nerven.
Die Schilddrüse reguliert den Stoffwechsel und den Energieverbrauch. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse wird der Stoffwechsel gedrosselt, was eine Gewichtsabnahme erschwert.
Das Haupthormon, das die Schilddrüse produziert, ist Thyroxin (T4), welches in das aktive Schilddrüsenhormon Triiodthyronin (T3) umgewandelt werden muss. Sie produziert auch in kleinen Mengen T4.
Die richtige Ernährung kann helfen, die Funktion der Schilddrüse zu unterstützen. Die Nährstoffe Zink, Selen und Jod sind für die Schilddrüse besonders wichtig.
Einzelnachweise
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